Der Mekong-Riesenwels / alter Text

Hilfe für den Riesenwels

Der Mekong-Riesenwels steht vor der Ausrottung - durch Aufessen. Naturschützer wollen den weltgrössten Süsswasserfisch retten.

Der Mekong-Riesenwels ist Wissenschaftlern erst seit 1931 bekannt; sie entdeckten Pangasianodon gigas auf dem Fischmarkt von Phnom Penh. Neue Fischereimethoden löschen heute den „König der Fische“ der Menschen am Mekong aus. Die Naturschützer des Mekong Giant Catfish Conservation Project (MCCP) um Zeb Hogan erforschen den größten Süsswasserfisch und versuchen, ihn zu retten.

Die Faktenkenntnis ist dürftig: Der Pflanzenfresser wiegt 300 Kilogramm, erreicht mehr als drei Meter Länge und ein Kleinkind würde locker in das Maul des Monstrums passen. Der Koloss durchschwimmt den Mekong, von Kambodscha, Vietnam, Thailand und Laos bis nach China.

Die Mekongmenschen lieben den Wels - als Speisefisch. Sein Fleisch schmeckt nicht nur, sondern verheißt auch langes Leben. Darum fingen die Fischer der Vergangenheit den Wels in Bootsnetzen. Heute versperren Riesennetze ohne Lücke den Mekong und duchschneiden die Welswanderung. Der „Erfolg“: Die Mekong-Fischer fingen 1890 6000 Welse, nach 1990 weniger als 10 (!) pro Jahr. Angeltouristen aus dem Westen helfen, den Süsswasserriesen auszurotten.

Das Wandern der Welse über Staatsgrenzen hinweg erschwert den Welsschutz der MCCP. Zudem müssen Zeb Hogan und seine Crew Forschungslücken schließen. Bilden die Welspopulationen eine Gen-Einheit? Wo laichen die Fische? Welche Wanderrouten bevorzugen die Welse? Drohen den Welsen andere Schäden außer der Überfischung?

Das MCCP-Team kauft Fischern gefangene Welse ab und läßt sie frei. Die Artenschützer befreiten im Herbst 2000 sechs Riesen aus Reusen in Kambodschas Tonle-Sap See. Auf lange Sicht wirkt diese Verzweiflungstat nicht: Welse freizukaufen ist teuer und gleicht den Fangdruck nicht aus.

Die MCCP befestigte 2001 an zwei Fischen Sender, um die Lebenszyklen zu erforschen. Die Funkverbindung riss ab.

Die Artenschützer erkannten dennoch: Alle Riesenwelse aus dem Unterlauf des Mekong ziehen zu gemeinsamen Laichgründen. Die Welse wandern in der Tiefwasserzone - mit Haiwelsen der Gattung Pangasius. Die MCCP vermutet, dass die Mekong-Riesenwelse am Oberlauf des Mekong in China laichen

Das Fischereiministerium in Thailand züchtet Mekong-Riesenwelse zum Verzehr. Die MCCP sieht in dieser Alternative zur Welsfischerei keine Alternative zum Welsschutz: Der Genpool der Zuchtfische sei eingeschränkt und gefährde die Wildpopulation.

Zeb Hogan fordert hingegen, die Fischreusen in der Wanderzeit zu schliessen und die Wanderwege zu erforschen. Sobald die Welsschützer die Laichplätze entdeckten, müssten die Mekong-Regierungen das Gebiet unter Naturschutz stellen.

Das Recht ist auf Seite der MCCP. Das Washingtoner Artenschutzabkommen verbietet Handel, Verkauf und Transport von Pangasianodon gigas; die zuständigen Behörden der Mekongstaaten ignorieren bisher die Rechtslage. Die Welsschützer sammeln jetzt Spenden, um aufzuklären, Welse zu kaufen, Druck auf die Mekong-Regierungen auszuüben, Sachkundige auszubilden und Schutzgebiete zu finanzieren.

Die Zeit läuft. Wenn die Naturschützer scheitern, bliebe eine üble Pointe: Der größte Süsswasserfisch der Welt endete dort, wo Wissenschaftler ihn entdeckten - auf dem Fischmarkt.

Quelle: Guntram Meier: Mekong-Riesenwels - ein Projekt zum Schutz des Fluss-Giganten. In: ZGAP Mitteilungen Mai 2002 (auch Fotos).

Kontakt: Guntram Meier. Straßmannstr.46. D-10429 Berlin. Tel. 030-42015030

Weiterführende Literatur: T.R. Roberts: Artisanial fisheries and fish ecology… In: Natural History Bulletin of the Siam Society 41, S.31-62.

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Historiker, Dozent, Publizist